Aktuell kursieren wieder zahlreiche Videos auf Instagram und TikTok, in denen Hotelgäste schon in den frühen Morgenstunden im Laufschritt zum Pool hetzen, um Liegen zu reservieren – teils komisch, teils fassungslos kommentiert.
Doch wie weit verbreitet ist das Verhalten wirklich? Und warum greifen so viele trotz Ärger über die Praxis selbst zum Handtuch? Eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag von HolidayCheck gibt nun Antworten – und eine Reisepsychologin liefert die passende Erklärung.
Jeder Vierte gibt zu: „Ich habe schon mal reserviert“
Laut Umfrage haben 60 % der Befragten schon erlebt, dass morgens fast alle Liegen mit Handtüchern belegt waren, obwohl die Gäste weit und breit nicht zu sehen waren. Noch bemerkenswerter: Jeder Vierte gesteht offen, schon einmal selbst eine Liege reserviert zu haben – mit dem berühmten Handtuch-Trick.
Die einen tun es strategisch vor dem Frühstück, andere aus Angst, am Nachmittag keinen Platz mehr zu finden. Dabei sorgt das Verhalten nach wie vor für massiven Frust: Drei von fünf Deutschen sagen, sie nerven die Reservierungen am Pool extrem.
Und dennoch: Das Phänomen breitet sich aus. Über ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, dass das Problem in den letzten Jahren zugenommen hat – nicht zuletzt durch die verstärkte Aufmerksamkeit in den sozialen Medien.
„Typisch deutsch“ – oder einfach menschlich?
Ganze 71 % der Befragten empfinden die Liegenreservierung als typisch deutsches Verhalten. Doch ist es wirklich ein „deutsches Problem“ – oder steckt mehr dahinter?
Psychologin Barbara Horvatits-Ebner erklärt das Verhalten mit tief sitzenden Bedürfnissen:
„Es geht oft um die Angst, leer auszugehen oder nicht dazuzugehören. Wer im Urlaub keinen Platz bekommt, fühlt sich schnell ausgeschlossen – das möchten viele vermeiden.“
Ein weiterer Grund: Territorialverhalten. Wer einmal einen bequemen Platz in Poolnähe hatte, möchte diesen auch am nächsten Tag wiederhaben – und markiert das Revier mit dem Handtuch.
Hinzu kommt der soziale Druck: Wenn viele reservieren, entsteht das Gefühl, mitziehen zu müssen, um nicht benachteiligt zu sein. Auch wenn es gegen die eigene Überzeugung geht, machen viele mit – ein klassisches Beispiel für kognitive Dissonanz, die durch nachträgliche Rechtfertigungen („Ich musste ja, sonst wäre nichts mehr frei gewesen!“) aufgelöst wird.
Wunsch nach Regeln – und klare Meinungen
Die Umfrage zeigt auch, dass viele Urlauber sich klare Regeln wünschen:
- Mehr als 60 % fordern, dass Hotels eindeutige Vorgaben zur Liegenreservierung einführen.
- Jeder Fünfte findet, Liegen sollten erst ab einer bestimmten Uhrzeit freigegeben werden – zum Beispiel ab 8 oder 9 Uhr.
- Jeder Siebte gibt an, Handtücher einfach selbst zu entfernen, wenn er eine blockierte, aber verlassene Liege vorfindet.
Doch nicht alle sehen das Thema so eng: 15 % der Befragten sagen, sie ließen sich von der ganzen Diskussion nicht stressen – und legen sich lieber gleich an den Strand, wo meist mehr Platz und weniger Handtuchkampf herrscht.
Was kann man tun? Tipps gegen den Liegenreservierungs-Stress
HolidayCheck-Sprecherin Nina Hammer empfiehlt, bereits bei der Buchung auf das Thema zu achten:
„In den Gästebewertungen sieht man oft schnell, ob ein Hotel das Reservieren duldet – oder dagegen vorgeht. Manche Hotels entfernen regelmäßig Handtücher, andere führen feste Liegenzuteilungen ein.“
Auch neue Konzepte wie digitale Poolbuchungen per App, Liegen mit Zeitslots oder freundlich beschilderte Ruhezeiten helfen dabei, dem Ärger vorzubeugen. Wer sichergehen will, sollte bewusst Hotels mit Anti-Reservierungsstrategie wählen.
Für alle, die den Urlaub lieber stressfrei genießen wollen, gibt’s ohnehin eine einfache Lösung: Ein Platz im Sand – ganz ohne Streit.
Eine Auswahl an Videos, die das Phänomen in den sozialen Medien zeigen
Fazit:
Das Thema Liegenreservierungen sorgt nicht nur für Zündstoff unter Urlaubern, sondern wirft auch psychologische Fragen auf. Wer sich und anderen den Stress ersparen will, sollte schon bei der Hotelwahl genau hinschauen – oder ganz entspannt an den Strand ausweichen. Denn am Ende zählt im Urlaub nicht das Handtuch, sondern die Erholung.