Was genau ist passiert?
Der Vorfall ereignete sich im öffentlich zugänglichen Depot des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Hier werden aktuell die Highlights der Sammlung gezeigt, da das Hauptgebäude saniert wird. In einem „unguarded moment“ (unbewachten Moment), so ein Museumssprecher gegenüber niederländischen Medien, berührte das Kind das Gemälde „Grey, Orange on Maroon, No. 8“ von 1960.
Die Folge: „Small scratches are visible in the unvarnished paint layer in the lower part of the painting“, erklärte eine Sprecherin der britischen BBC. Übersetzt: „Kleine Kratzer sind in der unlackierten Farbschicht im unteren Teil des Gemäldes sichtbar.“ Der Schaden sei aber „superficial“, also oberflächlich.
Experten suchen nach Rettung für Millionen-Werk
Kann das wertvolle Bild gerettet werden? Das Museum hat sofort Experten eingeschaltet. „Conservation expertise has been sought in the Netherlands and abroad. We are currently researching the next steps for the treatment of the painting“, so die Sprecherin. Man gibt sich vorsichtig optimistisch: „We expect that the work will be able to be shown again in the future.“ Die Hoffnung ist also da, dass das Bild wieder ausgestellt werden kann.
Warum die Reparatur so knifflig ist
Die Restaurierung eines Rothko ist kein Kinderspiel. Kunstexperten weisen auf die besonderen Herausforderungen hin. Jonny Helm von der Restaurierungsfirma Plowden & Smith sagte der BBC: „Rothko’s mixture of pigments and resins and glues were quite complex“. Die vom Künstler verwendeten Materialien sind also kompliziert.
Hinzu kommt: Das Gemälde ist unlackiert. Es hat keine Schutzschicht. Sophie McAloone von der Fine Art Restoration Company erklärt, warum das problematisch ist: Solche Bilder seien „particularly susceptible to damage“, da auf den großen, einfarbigen Flächen selbst kleinste Beschädigungen sofort ins Auge fallen und „significant impact on the viewing experience“ (erheblichen Einfluss auf das Seherlebnis) haben können.
Wer zahlt für den Millionen-Schaden?
Das ist die große Frage, zu der sich das Museum bisher bedeckt hält. Klar ist: Es wäre nicht das erste Mal, dass das Boijmans Van Beuningen Besucher zur Kasse bittet. 2011 mussten Gäste Berichten zufolge für die Reinigung aufkommen, nachdem sie auf ein Kunstwerk aus Erdnussbutter getreten waren. Die damalige Sprecherin Sharon Cohen wurde zitiert: „It is normal procedure for people to pay if they damage art.“ (Es ist normale Praxis, dass Leute zahlen, wenn sie Kunst beschädigen.)
Allerdings handhaben Museen solche Fälle unterschiedlich. Nach einem ähnlichen Vorfall mit einem Kind in Israel 2023 zeigte sich das dortige Museum nachsichtig. Meist springt aber ohnehin eine Versicherung ein. Kunstversicherungen decken oft „accidental damage caused by children or visitors“ (zufällige Schäden durch Kinder oder Besucher) ab, wie Expertin Rachel Myrtle von Aon der BBC erklärte – wenn auch mit möglichen Ausnahmen („exclusions“).
Kein Einzelfall: Rothko-Werke oft betroffen
Mark Rothkos Werke scheinen vom Pech verfolgt zu sein. „Rothko works seem to have terrible luck“, meint auch Experte Jonny Helm. 2012 wurde ein anderes Rothko-Bild in der Londoner Tate Modern mutwillig beschädigt. Die Reparatur dauerte 18 Monate und kostete etwa 200.000 Pfund.
Nun liegt das Schicksal von „Grey, Orange on Maroon, No. 8“ in den Händen der Restauratoren. Die Kunstwelt hofft auf ein Happy End für das Rotterdamer Millionen-Gemälde.