Mehr als 11.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind von den Insolvenzen betroffen – und das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Besonders hart trifft es die Stadt Mannheim, während in anderen Regionen wie Waldshut die Zahlen vergleichsweise stabil bleiben. Ein Blick auf die betroffenen Branchen und Regionen zeigt ein vielfältiges Bild der Krise.
Mannheim: Hier trifft die Insolvenz-Welle besonders hart
Mannheim hat es im ersten Halbjahr 2024 besonders hart erwischt: Mit 8,7 Insolvenzanträgen pro 1.000 Unternehmen verzeichnet die Stadt die höchste Insolvenzhäufigkeit in ganz Baden-Württemberg. Besonders gravierend ist die Situation in der Immobilienbranche. Über 27 Prozent der Insolvenzen in Mannheim kommen aus diesem Bereich, was darauf hinweist, dass der Immobilienmarkt in der Quadratestadt unter besonders hohem Druck steht. Die Gründe sind vielfältig – steigende Zinsen, schwierige Finanzierungslagen und ein stagnierender Markt tragen dazu bei, dass viele Immobilienunternehmen in Mannheim den Betrieb einstellen mussten. Auch andere Branchen in der Stadt spüren die Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit.
Lichtblick im Süden: Waldshut bleibt stabil
Während in Mannheim die Insolvenz-Zahlen explodieren, bleibt es im Landkreis Waldshut ruhig. Mit nur 0,8 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen weist Waldshut die landesweit niedrigste Insolvenzhäufigkeit auf. Auch im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg sind die Zahlen vergleichsweise gering. Dies könnte auf eine stabilere Wirtschaftsstruktur in diesen Regionen hindeuten, die von weniger anfälligen Branchen dominiert wird. Ein Blick auf die Branchenzusammensetzung zeigt, dass insbesondere der Handel und das Handwerk in diesen Kreisen stabil geblieben sind – anders als in Großstädten wie Mannheim, die stärker von konjunkturellen Schwankungen betroffen sind.
Anstieg auch bei Privatinsolvenzen
Nicht nur die Unternehmen sind in der Krise: Auch die Zahl der Privatinsolvenzen hat deutlich zugenommen. Im ersten Halbjahr 2024 stellten 5.400 Privatschuldner einen Insolvenzantrag – ein Anstieg von 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dies zeigt, dass die wirtschaftliche Belastung in vielen Haushalten zunimmt. Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Energiepreise und die Unsicherheit auf den Arbeitsmärkten tragen dazu bei, dass immer mehr Menschen ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Besonders betroffen sind dabei Haushalte mit niedrigem Einkommen, die durch die Inflation besonders stark unter Druck geraten.
1,8 Milliarden Euro Forderungen: Gläubiger in Sorge
Mit den Insolvenzen steigt auch die Höhe der Forderungen der Gläubiger. Im ersten Halbjahr 2024 beliefen sich die Forderungen gegenüber insolventen Unternehmen auf satte 1,8 Milliarden Euro. Das entspricht durchschnittlich 1,47 Millionen Euro pro Insolvenzverfahren. Diese gewaltigen Summen zeigen, welche finanziellen Risiken mit den Insolvenzen verbunden sind. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, die auf stabile Geschäftsbeziehungen angewiesen sind, könnten durch die Pleiten ihrer Geschäftspartner in Schwierigkeiten geraten. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den kommenden Monaten entwickeln wird, aber eines ist sicher: Die wirtschaftlichen Herausforderungen in Baden-Württemberg sind noch lange nicht vorbei.
Während einige Regionen wie Waldshut eine relative Stabilität bewahren, steht Mannheim als Mahnmal für die wirtschaftlichen Risiken und Unsicherheiten, die viele Unternehmen im Land derzeit bewältigen müssen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Lage im zweiten Halbjahr entspannt – oder ob die Insolvenzwelle weiter durchs Land rollt.