Die Sanierung von Bahnstrecken wird nach Ansicht von InfraGO-Chef Philipp Nagl im kommenden Jahr zumindest teilweise für verbesserte Pünktlichkeitswerte sorgen. Der Verantwortliche erklärt im Gespräch mit dem „Spiegel“, dass auf dem Korridor zwischen Hamburg und München derzeit ein „sehr guter“ Zustand erreicht werde. Bis Mitte 2026 soll die Pünktlichkeit auf dieser wichtigen Verbindung deutlich über 60 Prozent liegen, wobei Nagl sogar mehr als 70 Prozent erwartet.
Die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn im Fernverkehr war zuletzt zeitweise auf Werte unter 40 Prozent gesunken. Die „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sieht vor, dass die Pünktlichkeit bis 2029 mindestens 70 Prozent betragen soll. Bahnchefin Evelyn Palla hatte jedoch schnelle Verbesserungen zuvor relativiert.
Nagl begründet die langsamen Fortschritte mit Versäumnissen aus der Vergangenheit. Er kritisiert, dass Deutschland ab den späten Sechzigerjahren „euphorisch“ Autobahnen baute, während die ersten Hochgeschwindigkeitsstrecken für Züge erst Ende der Siebziger entstanden. „Diesen Schub für die Straße hat man nie aufgeholt.“
Nach dem Aufbau Ost, der ein vergleichsweise gutes Zugnetz hervorbrachte, hätte laut Nagl auch das Netz im Westen saniert werden müssen. Stattdessen hätten „unsere Vorgänger sich noch eine Runde auf der Bundesbahn-Substanz gegönnt und gespart. Da hat man wertvolle 10 bis 15 Jahre verloren.“
Ein weiteres Problem sieht Nagl in der mangelnden Kontinuität bei der Finanzierung. Er vergleicht die Eisenbahn mit dem Pyramidenbau, eine „Hochkultur“, die über Jahrhunderte gepflegt werden müsse. In Deutschland sei nach jedem Regierungswechsel – mit Ausnahme des jüngsten – die kontinuierliche Förderung des Schienenverkehrs infrage gestellt worden. In seinem Heimatland Österreich sei dies anders: „Seit Beginn der Neunziger gab es immer ein Bekenntnis zur Finanzierung des Netzes, völlig egal, welche Partei gerade regiert hat.“ (Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)




