Die Familie bat um Privatsphäre, teilte jedoch in einer Erklärung ihre Trauer und ihren Stolz: „Wir sind enorm stolz auf sein erstaunliches Leben und seine beruflichen Errungenschaften, die durch seine legendäre Führungsrolle bei der Pionierarbeit in der bemannten Raumfahrt hervorgehoben werden.“ Für sie war er jedoch vor allem eines: „Papa, Opa und das Oberhaupt unserer Familie. Am wichtigsten ist, er war unser Held. Wir werden seinen unerschütterlichen Optimismus, seinen Sinn für Humor und die Art und Weise, wie er jedem von uns das Gefühl gab, das Unmögliche tun zu können, vermissen.“
Der Mann hinter „Houston, wir haben ein Problem“
Jim Lovell war bereits ein erfahrener Astronaut mit Flügen auf Gemini 7, Gemini 12 und Apollo 8, als er das Kommando über Apollo 13 übernahm. Die Mission sollte die dritte bemannte Mondlandung der NASA werden – bis rund 322.000 Kilometer von der Erde entfernt ein Sauerstofftank explodierte.
Lovells ruhige Meldung an die Bodenkontrolle ging in die Geschichte ein: „Houston, wir hatten ein Problem.“ Ohne Stromversorgung und mit schwindenden Lebenserhaltungssystemen musste die Crew die Mondlandung abbrechen. Lovell und seine Kollegen John Swigert Jr. und Fred Haise Jr. nutzten das Mondmodul als „Rettungsboot“, umrundeten den Mond und traten den gefährlichen Rückweg zur Erde an. Drei Tage später landete die Kapsel sicher im Südpazifik – ein „erfolgreicher Fehlschlag“, der den Einfallsreichtum von Astronauten und Bodenteam bewies.
Vom All ins Kino
Die Ereignisse wurden 1995 von Ron Howard im Film „Apollo 13“ verewigt. Tom Hanks spielte Lovell, der selbst als Kapitän des Bergungsschiffes USS Iwo Jima einen Cameo-Auftritt hatte. Hanks würdigte ihn: „Es gibt Menschen, die wagen, die träumen und die andere an Orte führen, an die wir alleine nicht gehen würden. Jim Lovell […] war so ein Mann.“
Ein Pionier mit Blick auf die ganze Erde
Obwohl er den Mond nie betrat, war Lovell der erste Mensch, der ihn zweimal aus nächster Nähe sah. Bei Apollo 8 umrundete er gemeinsam mit seiner Crew erstmals den Mond. Er erinnerte sich daran, wie er den Arm ausstreckte und die gesamte Erde mit seinem Daumen verdecken konnte: „Ich realisierte, dass hinter meinem Daumen etwa 3,5 Milliarden Menschen und alles, was ich je kannte, waren.“
Während dieser Mission entstand auch das ikonische Foto „Earthrise“, das zum Symbol der Umweltbewegung wurde.
Abschied von einer Raumfahrt-Legende
NASA-Administrator Sean Duffy würdigte: „Jims ruhige Stärke unter Druck half, die Besatzung sicher zur Erde zurückzubringen.“ Buzz Aldrin schrieb: „Ich trauere um den Verlust eines meiner besten Freunde, Jim Lovell. […] Godspeed!“
Lovell zog sich 1973 aus Navy und NASA zurück. Er erhielt unter anderem die Presidential Medal of Freedom und die Congressional Space Medal of Honor. Sein Name bleibt untrennbar mit Mut, Führung und der Erkenntnis verbunden, dass selbst aus einem drohenden Desaster ein Triumph des menschlichen Geistes werden kann.