Ein Deal von historischem Ausmaß
Die Summe von 55 Milliarden Dollar macht die Transaktion zu einem der größten Deals in der Geschichte der Videospielbranche – übertroffen nur von Microsofts Übernahme von Activision Blizzard im Jahr 2023. Für die Anteilseigner ist der Verkauf äußerst lukrativ: Sie erhalten 210 US-Dollar pro Aktie, ein Aufschlag von rund 25 Prozent gegenüber dem Kurs vor den ersten Gerüchten über eine mögliche Übernahme.
Zu den Käufern gehören gleich mehrere mächtige Investoren:
- der Public Investment Fund (PIF), der staatliche Investmentfonds von Saudi-Arabien,
- die US-Beteiligungsgesellschaft Silver Lake, spezialisiert auf Private Equity,
- sowie Affinity Partners, die Investmentfirma von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump.
Damit geht ein börsennotierter Gaming-Gigant in private Hände über – ein Schritt, der weitreichende Folgen haben könnte.
Was der Buyout bedeutet
Besonders brisant: Bei der Transaktion handelt es sich um einen „Leveraged Buyout“ (LBO). Das bedeutet, dass die Investoren den Kaufpreis nicht ausschließlich aus eigenen Mitteln finanzieren, sondern einen erheblichen Teil über Kredite aufnehmen. Die Schulden werden dabei direkt auf EA übertragen.
Der bekannte Branchenjournalist Jason Schreier warnt vor den Folgen: »Höchstwahrscheinlich stehen EA höchst aggressive Sparmaßnahmen in den kommenden Monaten und Jahren bevor.« Konkret bedeutet das: Entlassungen, Kostensenkungen und eine stärkere Monetarisierung der Spiele könnten unvermeidbar sein.
Schon in den vergangenen Jahren hatte EA, wie viele andere große Publisher, Stellen abgebaut. Die Branche kämpft mit einem veränderten Markt: Während Blockbuster-Spiele teils mehrere hundert Millionen Dollar verschlingen, sind Plattformen wie Fortnite oder Roblox, die auf ein kostenloses Grundmodell setzen und Einnahmen über Mikrotransaktionen erzielen, immer erfolgreicher geworden.
Rückzug von der Börse: Chance oder Risiko?
Seit 1989 war EA an der Börse notiert. Der Rückzug ins Privateigentum bedeutet, dass das Unternehmen künftig weniger dem Druck kurzfristiger Quartalszahlen ausgesetzt ist. Theoretisch könnte dies den Machern mehr Spielraum geben, um langfristige Investitionen und Innovationen voranzutreiben.
In einer Stellungnahme aus Unternehmenskreisen heißt es, der Deal werde »EA in die Lage versetzen, Wachstum und Innovation schneller voranzutreiben und die Zukunft der Unterhaltungsindustrie zu gestalten«.
Doch die hohe Schuldenlast dürfte diese Vision erschweren. In der Vergangenheit scheiterten bereits Unternehmen an ähnlichen Konstruktionen. Zwar gilt EA als profitabel und stabil, doch der Erfolg hängt stark von einzelnen Spielehits ab – ein Risiko, das sich in einem verschärften Wettbewerbsumfeld noch vergrößert.
Politische Dimension: Saudi-Arabien im Gaming-Sektor
Die Beteiligung Saudi-Arabiens sorgt international für kritische Stimmen. Der PIF verfolgt seit Jahren eine Strategie, den Einfluss des Königreichs im globalen Entertainment-Sektor auszubauen – von Investitionen in den Fußball bis hin zu E-Sport und Gaming.
Menschenrechtsorganisationen sehen darin den Versuch, das internationale Ansehen Saudi-Arabiens zu verbessern, während das Land gleichzeitig wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen und mangelnder Pressefreiheit unter Druck steht. Für Kritiker ist der Kauf von EA daher mehr als ein wirtschaftlicher Schritt: Es ist ein Teil einer globalen Soft-Power-Strategie.
Auch die Beteiligung von Jared Kushner sorgt für Diskussionen. Als enger Vertrauter von Donald Trump steht er politisch im Rampenlicht, was den Deal zusätzlich brisant macht.
Was bedeutet das für Spieler?
Für die weltweite Gaming-Community ist die Übernahme ein Signal mit gemischten Vorzeichen. Einerseits könnte EA durch den Rückzug von der Börse mutigere kreative Entscheidungen treffen, ohne sofort Rendite liefern zu müssen. Andererseits warnen Experten vor einer stärkeren Ausrichtung auf kurzfristige Gewinne durch In-Game-Käufe, Abonnements und aggressive Monetarisierung.
Spieler äußern in Foren bereits Sorgen, dass beliebte Reihen wie Battlefield oder EA Sports FC künftig stärker auf Mikrotransaktionen ausgerichtet werden könnten. Andere sehen in der Übernahme die Chance, dass EA durch neue Eigentümer und frisches Kapital stabiler wird und Innovationen vorantreiben kann.
Zukunft der Gaming-Industrie
Die Übernahme fällt in eine Phase grundlegender Umbrüche. Nach einem Umsatzboom während der Corona-Pandemie leidet die Branche seit einigen Jahren unter einer Abkühlung der Nachfrage. Gleichzeitig steigen die Produktionskosten von AAA-Titeln stetig an.
Viele Experten gehen davon aus, dass die Branche künftig verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzt, um Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und Kosten zu senken. Für Investoren könnte dies einer der entscheidenden Gründe sein, Milliarden in ein Unternehmen wie EA zu investieren.
Fazit
Mit dem 55-Milliarden-Dollar-Deal endet ein Kapitel in der Geschichte von Electronic Arts. Der einstige Börsenliebling wird zum privaten Unternehmen – und damit zu einem Spielball mächtiger Investoren.
Ob der neue Kurs Chancen für mehr Innovation eröffnet oder ob EA durch Kostendruck und Schuldenlast in eine Phase der Stagnation gerät, bleibt offen. Sicher ist nur: Dieser Deal verändert die Gaming-Welt – und wird noch lange nachwirken.