Der Weg zum Höhenrekord
Wenn von „höchstem Stadion“ gesprochen wird, geht es nicht um die Größe oder Kapazität, sondern um die absolute Höhe des Spielfelds über Normalhöhennull (NHN). Berücksichtigt werden nur Stadien, die im Profifußball genutzt werden – also in der Bundesliga, der 2. Bundesliga oder der 3. Liga.
Während viele Stadien im Flachland gebaut wurden, steht die Rekordarena auf einem Hügel mit markanter Aussicht. Hier treffen sportliche Ambitionen, geographische Besonderheit und ständige Modernisierung aufeinander – eine Kombination, die sie in Deutschland einzigartig macht.
Die Voith-Arena: Ein Stadion mit Charakter
Das höchstgelegene Stadion im deutschen Profifußball ist die Voith-Arena in Heidenheim an der Brenz. Sie liegt auf 555 Metern über NHN auf dem Heidenheimer Schlossberg – mit freiem Blick auf die Stadt und das historische Schloss Hellenstein.
Eröffnet wurde die Arena im Jahr 1972 als Albstadion. Anfangs war sie nicht mehr als ein schlichtes Stadion mit Stehtribünen für wenige tausend Zuschauer, genutzt vor allem für Spiele in den unteren Ligen. Mit dem sportlichen Aufschwung des 1. FC Heidenheim wuchs jedoch auch das Stadion mit.
Foto: Thilo Parg in der Wikipedia auf Deutsch – Selbst fotografiert, Gemeinfrei, Link
Umbau zur Bundesliga-Arena
Die Entwicklung des Stadions ist eng mit dem Aufstieg des Vereins verknüpft:
- 1972: Eröffnung als Albstadion, ein schlichtes Stadion mit einfacher Tribüne.
- 2009–2010: Erster großer Ausbau – die Südtribüne wurde verlängert, weitere Tribünen errichtet. In dieser Phase trug die Arena vorübergehend den Namen „GAGFAH-Arena“.
- 2010: Voith, eines der größten Unternehmen in Heidenheim, erwarb die Namensrechte – seither heißt das Stadion Voith-Arena.
- 2015: Die Ecken des Stadions wurden geschlossen, um die Akustik zu verbessern, die Atmosphäre dichter zu machen und die Kapazität auf 15.000 Plätze zu erhöhen.
- 2019: Der 1. FC Heidenheim kaufte das Stadion für 2 Millionen Euro von der Stadt. Seitdem ist die Arena im Vereinsbesitz – ein wichtiger Schritt, um langfristige Planungssicherheit zu haben.
Die Investitionen in den Ausbau summieren sich auf über 20 Millionen Euro. Heute erfüllt die Arena alle Anforderungen für den Spielbetrieb in der Bundesliga und ist technisch auf dem neuesten Stand – von der modernen Rasenheizung über LED-Flutlicht bis hin zu verbesserten Logen und Hospitality-Bereichen.
Foto: Pedemann – Eigenes Werk, CC0, Link
Atmosphäre und Besonderheiten
Die Voith-Arena ist nicht nur wegen ihrer Lage besonders. Auch das Fan-Erlebnis ist in Deutschland einzigartig.
Die Nähe der Tribünen zum Spielfeld sorgt für eine intensive Atmosphäre, bei der selbst große Gegner wie Bayern München oder Borussia Dortmund spüren, wie unbequem es in Heidenheim werden kann. Ein Detail, das vielen Gästen auffällt: Ein Imbiss direkt am Spielfeldrand, der aus den Zeiten des alten Albstadions übernommen wurde und bis heute ein Kultfaktor ist.
Dazu kommen die vier auffällig schräg montierten Flutlichtmasten, die der Arena ein markantes Gesicht geben und sie schon von weitem erkennbar machen.
Herausforderungen durch die Höhenlage
Die Höhenlage der Voith-Arena bringt auch Herausforderungen mit sich. Auf dem Schlossberg sind die Winter strenger, der Rasen häufiger gefroren. Eine leistungsstarke Rasenheizung ist daher unverzichtbar, um den Spielbetrieb auch in den kalten Monaten zu gewährleisten.
Auch der Wind spielt oben auf dem Berg eine größere Rolle als in vielen anderen Arenen. Trainer und Spieler wissen: Auf dem Schlossberg weht es oft ein wenig kräftiger, was den Ballflug und damit auch das Spiel beeinflussen kann.
Konkurrenz aus Stuttgart – aber ohne Profifußball
Häufig fällt in Diskussionen auch der Name des Gazi-Stadions auf der Waldau in Stuttgart-Degerloch. Mit rund 500 Metern über NHN ist es ebenfalls eines der höchstgelegenen Stadien Deutschlands – allerdings spielen die Stuttgarter Kickers aktuell in der Regionalliga. Damit erfüllt das traditionsreiche Stadion, das schon 1905 eröffnet wurde, nicht die Kriterien für den Profifußball.
Zum Vergleich:
Merkmal | Voith-Arena (Heidenheim) | Gazi-Stadion (Stuttgart) |
---|---|---|
Höhe | 555 m über NHN | ca. 500 m über NHN |
Liga | Bundesliga | Regionalliga |
Kapazität | 15.000 Plätze | ca. 11.400 Plätze |
Besonderheit | Höchstgelegenes Stadion im Profifußball | Ältestes Stadion Deutschlands |
Ein Stadion, das mit dem Verein gewachsen ist
Die Voith-Arena ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich sportlicher Erfolg und infrastruktureller Fortschritt gegenseitig bedingen. Ohne die Aufstiege des 1. FC Heidenheim in die höheren Ligen hätte es den Ausbau nicht gegeben. Umgekehrt wäre der Erfolg ohne ein modernes Stadion, das den Anforderungen des Profifußballs entspricht, kaum möglich gewesen.
Heute gilt die Arena als Symbol des Heidenheimer Weges: kontinuierlich, solide, ohne große Investoren – aber mit klarer Strategie und stetigem Wachstum.
Fazit
Mit 555 Metern über NHN ist die Voith-Arena in Heidenheim unangefochten der Gipfel des deutschen Profifußballs. Sie vereint eine spektakuläre Lage mit moderner Infrastruktur, einer intensiven Stimmung und einer Geschichte, die zeigt, wie aus einem kleinen Albstadion eine Bundesliga-taugliche Arena werden kann.
Ein Ort, an dem nicht nur geografisch, sondern auch sportlich Höhen erreicht wurden – und der für die Fans des 1. FC Heidenheim längst Kultstatus hat.