Bayer-Vorstandschef Bill Anderson hat auf der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém der Europäischen Union eine innovationsfeindliche Haltung in der Agrarpolitik vorgeworfen. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Politico betonte Anderson: „Ein generelles Nein zu moderner Engineering-Technologie ergibt keinen Sinn.“
Neue Verfahren zur Genbearbeitung würden „enormes Potenzial“ bieten, um den Bedarf an Düngemitteln und Insektiziden zu reduzieren. Anderson kritisierte zudem eine ausgeprägte Regulierungsneigung in der EU. „Ich glaube, in Europa hat sich die Vorstellung entwickelt, dass im Grunde alles, was sich bewegt, reguliert werden muss. Ich glaube nicht, dass Europa damit gut fährt“, sagte er.
Europa müsse wieder den Mut zum Ausprobieren finden, anstatt neue Technologien sofort zu reglementieren. „Der erste Instinkt in Europa war: Wir haben eine neue Technologie – wir müssen sie regulieren. Warum nicht erst einmal ausprobieren, bevor man technologiespezifische Gesetze schreibt?“, fragte der Bayer-Chef.
Anderson warnte, dass die Blockadehaltung in Brüssel die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft gefährde. „Europa hat hier gerade eine große Chance – aber die Tradition, in Bereichen wie der Landwirtschaft Fortschritt zu blockieren, ist wirklich bedauerlich.“ Er mahnte zudem, Wissenschaft nicht politisch zu instrumentalisieren. „In Amerika wurde das Wort `Wissenschaft` während der Pandemie zu einer Waffe gemacht. Wissenschaft und Fakten sollten keine politischen Themen sein.“
Darüber hinaus sprach sich Anderson für die Schaffung robusterer CO2-Märkte aus, um den Regenwald zu schützen. „Wir halten die Schaffung robuster Kohlenstoffmärkte für eine gute Idee“, führte er aus. „Wenn Menschen sich zwischen Armut und der Rodung des Regenwaldes entscheiden müssen, wählen sie oft die Rodung. Es braucht Anreize, die den Erhalt belohnen.“ Das Agrargeschäft macht einen erheblichen Teil des globalen Umsatzes von Bayer aus.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
