Die Aussichten für Führungskräfte in Deutschland sind im laufenden Jahr merklich gesunken. Zwischen Januar und Oktober 2024 schrumpfte die Zahl der ausgeschriebenen Stellen für Top-Manager um 16 Prozent. Dies geht aus einer Analyse von Index Research hervor, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. Während im Gesamtjahr 2023 noch über 56.000 Positionen für Vorstände oder Geschäftsführer inseriert wurden, sank diese Zahl 2024 auf rund 45.000, was einem Rückgang von 20 Prozent entspricht.
Zögerliche Neubesetzungen in Krisenzeiten
Jürgen Grenz, CEO von Index Research, erläutert gegenüber der „Welt am Sonntag“, dass Unternehmen in unsicheren Zeiten zurückhaltend mit Spitzenpositionen seien. „Ganz oben wollen sie erst einmal keine zusätzliche Unruhe reinbringen – gerade, wenn sich viele Ebenen darunter im Umbau befinden“, so Grenz. Dieses Verhalten sei bereits in früheren Krisenphasen wie 2008 und während der Covid-Pandemie zu beobachten gewesen. Wechsel an der Unternehmensspitze fänden demnach oft erst statt, wenn sich die Lage stabilisiert habe. „Der Wechsel an der Spitze erfolgt dann häufig, wenn sich der Sturm gelegt hat.“
Mittleres Management unter doppeltem Druck
Auch für das mittlere Management gestaltet sich der Stellenmarkt zunehmend schwierig. Im Zeitraum von Januar bis Ende Oktober wurden 1,128 Millionen Stellen für Bereichs-, Abteilungs-, Gruppen- oder Projektleiter auf deutschen Online-Jobbörsen, Unternehmenswebseiten und bei der Bundesagentur für Arbeit ausgeschrieben. Das sind sechs Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Sophia von Rundstedt, Outplacement-Beraterin, beschreibt die Situation für das mittlere Management als „doppelten Druck“. Einerseits müssen diese Kräfte die Vorgaben des Top-Managements zur Restrukturierung umsetzen, andererseits sind sie selbst von Stellenstreichungen betroffen. „Das mittlere Management wird heute und morgen dringend für die Implementierung von KI im Unternehmen gebraucht“, betont von Rundstedt. Ironischerweise könne diese Notwendigkeit, die Implementierung von Künstlicher Intelligenz voranzutreiben, paradoxerweise die eigene Position übermorgen überflüssig machen.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)



