Ein Triumph, der zum Albtraum wird
Der Abend, an dem Ali Sakka ins Netz der Polizei geht, hätte der Beginn einer glänzenden Karriere sein können. Abaza wird gefeiert, das Präsidium vibriert vor Stolz, und Oberstaatsanwalt Frank Leuw ist bereit, sie auf die nächste Stufe zu heben. Doch genau dieser Mann, der sie gefördert, ermutigt und begleitet hat, wird nur wenige Stunden später brutal ermordet. Was wie eine direkte Vergeltung aussieht, entpuppt sich als Tür in eine Welt, in der nichts mehr ist, wie es scheint.

© ARD Degeto Film/UFA Fiction/Hardy Spitz
Die Indizien führen zunächst in Sakkas Umfeld. Seine Drohungen waren laut, seine Kontakte weitreichend, die Motive offensichtlich. Doch dann verschwindet ein Beweisstück, das nie hätte verschwinden dürfen – und mit einem Schlag steht die Frage im Raum, ob der offensichtliche Täter wirklich der gesuchte Täter ist.
Ein ungewöhnliches Duo – und ein Fall, der persönliche Grenzen sprengt
Abaza könnte den Fall abgeben, wie es manche Kollegen vorschlagen. Doch wer einmal spürt, dass eine Wahrheit hinter der Wahrheit wartet, kann nicht einfach zur Routine zurückkehren. Sie behält die Ermittlungen, auch wenn sie weiß, dass dieser Schritt gefährlicher wird, als irgendjemand ahnt.

© ARD Degeto Film/UFA Fiction/Jörg Widmer (Repro)
An ihrer Seite steht ausgerechnet jemand, den niemand dort erwartet hätte: Rabbiner Samuel Rivkin. Er ist kein Ermittler, kein Polizist, kein Teil der Behörde. Was er mitbringt, ist etwas anderes – ein Blickwinkel, den Abaza nicht hat, eine Ruhe, die sie braucht, und ein Gespür für Zusammenhänge, die man nicht in Akten findet. Zwischen beiden entwickelt sich kein klassisches Ermittlerduo, sondern ein instinktives Bündnis, das so ungewöhnlich wirkt, dass es genau deshalb funktioniert.
Gemeinsam folgen sie Spuren, die in politische Randbereiche führen, in das Umfeld rechter Netzwerke, in alte Ermittlungsfehler, die nie Fehler hätten sein dürfen, und in ein Milieu, in dem Wahrheit nur so lange existiert, wie sie jemand hören will.

© ARD Degeto Film/UFA Fiction/Hardy Spitz
Ein Krimi, der nicht erklärt – sondern entlarvt
„Schattenmord“ spielt bewusst nicht mit schnellen Lösungen oder moralischen Eindeutigkeiten. Der Film arbeitet mit Spannungen, die durch Figuren entstehen, die nie das sind, was sie im ersten Moment vorgeben zu sein. Jeder Dialog trägt Informationen, jede Einstellung ein Geheimnis, und jede Entscheidung hat Konsequenzen. Diese konsequente Erzählweise macht den Krimi nicht nur packend, sondern unangenehm real.
Während Abaza immer tiefer in den Fall rutscht, verliert sie den sicheren Boden, auf dem sie gewohnt war, Entscheidungen zu treffen. Plötzlich ist nicht mehr klar, wer Feind ist – und wer nur so aussieht. Noch viel gefährlicher: Manche Feinde stehen näher, als man glaubt.
Fazit: Ein Krimi, der bleibt
„Schattenmord – Unter Feinden“ ist kein Krimi für nebenbei. Er verlangt Aufmerksamkeit, belohnt aber mit einer Geschichte, die keine Sekunde verschenkt. Sabrina Amali trägt den Film mit einer Intensität, die spürbar macht, wie dünn die Schicht zwischen Kontrolle und Kontrollverlust ist. Garry Fischmann ergänzt sie mit einer Figur, die völlig neue Rollenräume im deutschen TV-Krimi öffnet.
Wer psychologisch dichte Stoffe mag, die politisch, gesellschaftlich und menschlich etwas riskieren, sollte heute unbedingt einschalten.
Schattenmord – Unter Feinden
Mittwoch, 3. Dezember 2025, 20.15 Uhr im Ersten
Online First bereits in der ARD-Mediathek
Besetzung
Nadirah Abaza – Sabrina Amali
Samuel Rivkin – Garry Fischmann
Frank Leuw – Dani Levy
Ali Sakka – Kida Khodr Ramadan
Erik Stoibel – Nikolaus Sternfeld
u. a.
Stab
Buch: Raquel Stern, Damir Lukacevic
Regie: Damir Lukacevic
Musik: Ingo Ludwig Frenzel
Kamera: Jörg Widmer
Produktion: ARD Degeto / UFA Fiction



