Eine große Mehrheit der Wirtschaftslehrer in Deutschland ist der Ansicht, dass Inhalte zu Unternehmen und Unternehmertum einen größeren Stellenwert im Unterricht einnehmen sollten. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen durchgeführt und von den Zeitungen der Funke-Mediengruppe veröffentlicht wurde. Für die Erhebung befragten Forscher des Instituts für Ökonomische Bildung der Universität Oldenburg insgesamt 577 Wirtschaftslehrkräfte.
Die Ergebnisse zeigen, dass fast 85 Prozent der befragten Lehrer das Wissen über Unternehmen und Unternehmertum als integralen Bestandteil der Allgemeinbildung betrachten. Eine verpflichtende Vermittlung unternehmerischer Fähigkeiten im Unterricht befürworten rund 45 Prozent der Befragten. Obwohl mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Lehrer angeben, mit dem Thema Unternehmertum erste Erfahrungen im Unterricht gesammelt zu haben, haben lediglich etwa 50 Prozent ihren Schülern bereits Wissen über Unternehmensgründungen vermittelt. Die praktische Erfahrung mit Schülerfirmen, bei denen Jugendliche eigene Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, ist noch geringer; hier verfügen nur 41 Prozent der Lehrkräfte über Erfahrungen.
Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, äußerte sich kritisch gegenüber den Funke-Zeitungen: „In Deutschland wird viel zu wenig gegründet. Das ist kein Wunder, wenn unsere jungen Menschen an den Schulen fast kein unternehmerisches Wissen erhalten und sie zur Selbstständigkeit nicht ermutigt werden.“ Er forderte Politik und Institutionen auf, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Wirtschaftswissen und Unternehmertum zukünftig fester Bestandteil des Erwachsenwerdens werden.
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, wies gegenüber den Funke-Zeitungen darauf hin, dass Grundlagen ökonomischer Bildung bereits fächerübergreifend, etwa in Sozialkunde, Politik und Mathematik, vermittelt würden. „In einigen Bundesländern, Schulformen und Klassenstufen gibt es auch bereits ein Fach Wirtschaft“, so Düll. Er betonte jedoch, dass Schulen nicht alle gesellschaftlichen Themen in voller Tiefe behandeln könnten, ohne ihren Bildungsauftrag zu überfrachten. Eltern und Unternehmen seien ebenfalls in der Pflicht, wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln. Düll resümierte: „Die Schule bleibt ein Ort der Allgemeinbildung – nicht der einseitigen Interessenvermittlung.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)

