In einem direkten Appell an Kanzler Friedrich Merz (CDU) und die gesamte Bundesregierung fordern in Pakistan gestrandete afghanische Geflüchtete die Einhaltung eines deutschen Schutzversprechens. Sie flehen darum, nicht an die Taliban ausgeliefert zu werden.
„Wir wollten und mussten der Taliban-Herrschaft entkommen, um zu überleben“, heißt es in einem zweiseitigen Papier, über das die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. „Wir können nicht zurück nach Afghanistan. Diese Rückkehr würde für viele von uns brutal und gewaltsam enden.“ Die Geflüchteten bitten den Kanzler eindringlich, „diese schwierige Situation in einer Art zu lösen, dass wir nicht in Lebensgefahr geraten und diese verzweifelte Situation endet.“
Der Brief, der aus einer Chatgruppe von 600 der insgesamt rund 2.000 Betroffenen entstand, verdeutlicht die große Angst vor einer erzwungenen Rückkehr. Sie müssten schmerzhaft lernen, dass die neue Bundesregierung Deutschlands auf immer neuen Wegen versuche, „den versprochenen Prozess zu beenden“, auch wenn „dadurch unser Leben in akute Gefahr von Tod und Gewalt gerät“. Mit diesem Schreiben, das dem Kanzler und mehreren Ministerien der Regierung am Samstagabend über Verbindungsbüros des Bundestags zugesandt wurde, wenden sich die Geflüchteten erstmals in größerer Gruppe direkt an die deutsche Politik. Viele von ihnen sitzen teilweise seit Monaten, teils sogar seit mehreren Jahren, in Pakistan fest.
Das Angebot des Bundesinnenministeriums von Alexander Dobrindt (CSU), gegen eine finanzielle Entschädigung von einigen Tausend Euro auf den zugesagten Schutz zu verzichten, löst Empörung aus. „Wir sind nicht vor Armut geflohen, sondern vor Gewalt und Tod“, betonen sie. Besonders trifft die Geflüchteten der Gedanke, von einem Land im Stich gelassen zu werden, von dem sie dies nie erwartet hätten. „Wir wollen einfach nicht glauben, dass die Institution, die uns einst Schutz vor Bedrohung versprach, nun selbst zu einer Bedrohung werden könnte“, heißt es in dem Schreiben.
Die Opposition fordert angesichts dieser Situation von der Regierung eine schnelle Lösung. „Es ist ein Skandal, dass eine Bundesregierung trotz verhängter Zwangsgelder Zusagen ignoriert und Menschen Folter und Verfolgung überlässt“, sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Marcel Emmerich.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
