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FilmMittwoch im Ersten

Vergewaltigung oder Lüge? Brisantes Drama “Meine fremde Freundin” mit Ursula Strauss & Hannes Jaenicke

Vergewaltigung oder Lüge? Brisantes Drama “Meine fremde Freundin” mit Ursula Strauss & Hannes Jaenicke
Bild: NDR/Christine Schroeder

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Eine Frau beschuldigt ihren Kollegen der Vergewaltigung am Arbeitsplatz, doch nach und nach kommen ihrer besten Freundin Zweifel an der Geschichte. Das preisgekrönte TV-Drama “Meine fremde Freundin” (eine Wiederholung von 2017) läuft heute Abend um 20:15 Uhr im Ersten und wirft unbequeme Fragen auf über sexuelle Nötigung, falsche Anschuldigungen, Vorurteile und die Brüchigkeit von Wahrheit. Top besetzt mit Ursula Strauss, Hannes Jaenicke und Valerie Niehaus.

Die Handlung: Freundschaft auf der Kippe

Andrea Bredow (Valerie Niehaus) ist erfreut, als sie sich im Gesundheitsamt Hannover schnell mit ihrer neuen Kollegin Judith Lorenz (Ursula Strauss) anfreundet. Judith wirkt nett, kompetent und wehrt sich gegen die ständigen zweideutigen Sprüche ihres Kollegen Volker Lehmann (Hannes Jaenicke). Doch dann der Schock: Judith vertraut Andrea an, dass Lehmann sie während der Arbeitszeit in einem Aktenraum brutal vergewaltigt habe.

Andrea bestärkt Judith, zur Polizei zu gehen. Lehmann wird suspendiert und kommt nach einem weiteren Vorfall – dem Versuch, gewaltsam in Judiths Wohnung einzudringen – sogar in Untersuchungshaft. Er bestreitet die Tat vehement. Doch während des Verfahrens verstrickt sich Judith immer mehr in Widersprüche, ihr Verhalten wird für Andrea zunehmend rätselhaft und unverständlich. Die Freundschaft gerät ins Wanken.

Die Wende und der tragische Ausgang

Auch nach Lehmanns Verurteilung lassen Andrea die Zweifel nicht los. Sie beginnt, auf eigene Faust nachzuforschen und findet heraus, dass Judith offenbar krankhaft lügt und viele Aspekte ihres Lebens, inklusive einer angeblichen Beziehung, nur erfunden hat. Überzeugt von Lehmanns Unschuld, bewegt Andrea ihren Mann Martin (Godehard Giese), einen Juristen, ein Wiederaufnahmeverfahren anzustrengen. Im zweiten Prozess wird Lehmann freigesprochen – doch kurz nach seiner Freilassung erleidet er beim Radfahren einen tödlichen Herzinfarkt. Der Film ist lose an Elemente des Justizirrtums im Fall Horst Arnold angelehnt.

Eine Einschätzung des Films

Regisseur Stefan Krohmer legt mit “Meine fremde Freundin” (Drehbuch: Katrin Bühlig, Daniel Nocke) ein vielschichtiges und bewusst unbequemes Drama vor. Der Film ist weit mehr als die Nacherzählung eines Kriminalfalls; er entwickelt sich zu einem präzisen Psychogramm der anklagenden Frau und beleuchtet die Ambivalenz menschlicher Charaktere jenseits einfacher Gut-Böse-Schemata.

Auf subtile, aber eindringliche Weise mahnt der Film zur genauen Prüfung auch bei scheinbar klaren Vorwürfen sexualisierter Gewalt. Gleichzeitig vermeidet er es, strukturellen Sexismus am Arbeitsplatz zu verharmlosen. Indem er bewusst mit Klischees bricht und eine Protagonistin zeigt, die nicht ins gängige Opfermuster passt, regt der Film zum Nachdenken an. Er fordert die Zuschauer heraus, sich mit eigenen Vorurteilen, der Komplexität von Wahrheit und den verheerenden Folgen von Lügen auseinanderzusetzen. Eine sachliche, aber dennoch raffinierte und diskussionswürdige Auseinandersetzung mit einem hochsensiblen Thema.

Ein herausfordernder und sehenswerter Film, der betroffen macht und lange nachwirkt – heute Abend im Ersten und danach in der ARD Mediathek.

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