Die Unzufriedenheit mit den Ausbildungsbedingungen in der Pflege ist erheblich höher als in anderen Berufen. Dies geht aus einer Untersuchung der Gewerkschaft Verdi hervor, für die über 2.000 Auszubildende und Studierende nach dem Pflegeberufegesetz befragt wurden.
Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied von Verdi, stellte die Ergebnisse am Samstag vor: „Nur gut ein Drittel der Auszubildenden ist mit ihrer Ausbildung zufrieden oder sehr zufrieden – nur halb so viele wie in anderen Berufen.“ Bei den befragten Studierenden liege der Wert sogar noch niedriger. Bühler kritisiert: „Diese schlechte Bewertung ist ein Armutszeugnis für die Arbeitgeber, viele werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.“
Laut Bühler starten viele junge Menschen hoch motiviert in die Ausbildung, würden jedoch durch widrige Umstände regelrecht aus dem Beruf gedrängt. Ein klarer Zusammenhang bestehe zwischen der Unzufriedenheit, mangelnder Ausbildungsqualität und hoher Belastung. Der von Arbeitgebern beklagte Fachkräftemangel sei daher zu einem großen Teil selbstverschuldet. „Offenbar haben viele Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen die Zeichen der Zeit immer noch nicht erkannt“, so die Gewerkschafterin.
Die Untersuchung zeigt auch positive Zusammenhänge auf: In Einrichtungen, in denen Auszubildende weniger belastet und besser angeleitet werden, ist die Zufriedenheit messbar größer. Wo Praxisanleiter ausreichend Zeit für die Auszubildenden haben, sind fast drei Viertel der Azubis zufrieden oder sehr zufrieden. „Auch ein guter theoretischer Unterricht wirkt sich positiv auf die Zufriedenheit aus“, fügte Bühler hinzu.
Gute Ausbildung wird somit zur wichtigsten Stellschraube gegen den Fachkräftemangel erklärt. Bühler fordert: „Einrichtungen, Pflegeschulen und die Politik müssen den Erkenntnissen endlich Taten folgen lassen – es darf keine Ausreden mehr geben.“
Die Befragung macht zudem deutlich, dass die Ausbildungsqualität unter der allgegenwärtigen Personalnot leidet. „Auszubildende fühlen sich durch unplanmäßige Versetzungen, Überstunden und unzureichende Anleitung belastet“, so Bühler. Als Gegenmaßnahme fordert sie bedarfsgerechte und verbindliche Personalvorgaben in allen Bereichen der Pflege.
Des Weiteren sei eine Stärkung der Praxisanleitung im Pflegeberufegesetz notwendig. „Der Mindestumfang geplanter und strukturierter Praxisanleitung muss deutlich erhöht werden, von 10 Prozent auf 30 Prozent. Auch in alltäglichen Lernsituationen muss die situative Anleitung sichergestellt werden. Und wenn die Vorgaben nicht eingehalten werden, muss das für die Ausbildungsbetriebe Konsequenzen haben.“
Besonders hoch ist die Belastung laut Befragung bei ambulanten Pflegediensten und in stationären Pflegeeinrichtungen, wo Auszubildende oft allein eingesetzt werden. Bühler sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Junge Menschen in oftmals schwierigen, körperlich oder seelisch belastenden Situationen allein zu lassen, ist unverantwortlich. Auch der Gesetzgeber ist gefordert, das abzustellen. Ausbildung muss immer unter Aufsicht und Anleitung einer Pflegefachperson erfolgen.“ Abschließend betont sie: „Der Teufelskreis aus Personalmangel, Überlastung und Berufsflucht aus der Pflege muss endlich durchbrochen werden. Das beginnt mit guter Ausbildung, sie ist die Zukunft.“
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)
