Darum geht es in „Das Geheimnis vom Rabenkopf“
Die Geschichte beginnt mit einem ganz normalen Auftrag: Katja Baumann soll auf dem abgelegenen Hof der Familie Biller nach dem Rechten sehen. Doch vor Ort stößt sie auf mehr als nur ein paar unbeantwortete Briefe: Die 16-jährige Marlie nimmt Katja zwar freundlich, aber sichtlich abweisend in Empfang – von der Großmutter Konstanze Biller, die offiziell in München weilt, fehlt weiterhin jede Spur.
Was zunächst wie ein Missverständnis wirkt, entwickelt sich schnell zu einem ernsten Verdacht: Leben Marlie, ihr kleiner Bruder Mike und ihre Schwester Emma tatsächlich seit Wochen allein?
Zwischen Fürsorge und Verantwortung
Auch Frau Zerbe, mittlerweile als Postbotin tätig, ahnt, dass etwas nicht stimmt. Sie versucht seit drei Wochen, ein Einschreiben zuzustellen – ohne Erfolg. Als sie endlich Marlie antrifft, wird sie kurzerhand abgewimmelt. Mit einem mulmigen Gefühl informiert sie Pfarrer Sonnleitner, der prompt Katja um Hilfe bittet.
Katja trifft bei ihrem Besuch auf einen verwahrlosten Hof, ein angespanntes Mädchen und zwei kleinere Kinder, die ganz auf ihre große Schwester angewiesen sind. Es dauert, bis sich Marlie öffnet – doch Katjas Instinkt trügt nicht: Hinter der Fassade verbirgt sich eine tragische Geschichte.
© ZDF/Christof Oefelein
Nebenstrang: Hoffnung und Humor
Währenddessen zeigt sich ein „neuer“ Adrian (Kristo Ferkic): gut gelaunt, engagiert, auf der Suche nach einer neuen Liebe über ein Datingportal. Im „Carpe Diem“ hilft er tatkräftig aus – sehr zur Freude von Leslie, die zwar kurzfristig allein einkaufen fährt, aber ansonsten ein gutes Gefühl hat. Doch der Alltag bringt Überraschungen: Eine Jobanfrage, eine Reisegruppe – und 64 Wiener Schnitzel – sorgen für ordentlich Trubel.
Einfühlsam erzählt, bewegend gespielt
Was Frühling – Das Geheimnis vom Rabenkopf so besonders macht: Die Folge verwebt eine dramatische Sozialgeschichte mit warmherzigen Nebenhandlungen, ohne jemals kitschig zu wirken. Simone Thomalla verkörpert Katja mit der gewohnten Mischung aus Empathie, Ruhe und Entschlossenheit. Lisa Junick als Marlie liefert eine starke, glaubhafte Darstellung eines Mädchens, das zu früh Verantwortung übernehmen musste.
Der Film lebt von seinem leisen Ton. Es geht nicht um große Enthüllungen oder dramaturgische Knalleffekte, sondern um die kleinen Entscheidungen, die über das Wohl von Kindern entscheiden – und um Erwachsene, die genau hinschauen.
© ZDF/Christof Oefelein
Herzkino mit Haltung
Das Drehbuch von Natalie Scharf und die Regie von Thomas Kronthaler machen aus dem Stoff kein pädagogisches Lehrstück, sondern ein realistisches, emotionales Fernsehspiel. Die Kamera von Christof Oefelein fängt die Weite des Rabenkopfs ebenso stimmungsvoll ein wie die innere Enge der Figuren. Der Schnitt (Moune Barius) und die Musik (Christoph Zirngibl) runden die Inszenierung stimmig ab.
Fazit: Zartes Drama mit Wirkung
Frühling – Das Geheimnis vom Rabenkopf ist ein berührender Film über Verantwortung, stille Notlagen und die Kraft des Mitgefühls. Ohne erhobenen Zeigefinger zeigt er, wie wichtig es ist, hinzuschauen – und wie stark junge Menschen sein können, wenn sie keine andere Wahl haben. Herzkino in Bestform.
Besetzung: Wer spielt mit?
- Simone Thomalla: Katja Baumann
- Kristo Ferkic: Adrian Steinmann
- Johannes Herrschmann: Pfarrer Sonnleitner
- Jan Sosniok: Tom Kleinke
- Lisa Junick: Marlie Biller
- Finlay Niclas Hartinger: Mike Biller
- Mia Steinbach: Emma Biller
- Veronika Faber: Konstanze Biller
- Weitere Rollen: Frau Zerbe u. a.