Deutlicher Rückgang beim Streckenausbau
In Deutschland wurden im Fernverkehr in den vergangenen zehn Jahren so wenige neue Bahnstrecken in Betrieb genommen wie seit 1991 nicht mehr, dem Beginn der ICE-Hochgeschwindigkeitsära. Nur etwa 240 Kilometer Fernstrecken, primär für ICE-Verbindungen, wurden seit 2016 fertiggestellt. Dies steht im Kontrast zu früheren Dekaden: Zwischen 2006 und 2015 gingen rund 350 Kilometer neue Strecken ans Netz, von 1996 bis 2005 waren es etwa 500 Kilometer und in den zehn Jahren davor sogar über 400 Kilometer. Diese Entwicklung zeigt eine Auswertung der ‚Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung‘, die auf Verkehrsinvestitionsberichten der Bundesregierung sowie Angaben der Deutschen Bahn basiert. Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag werden weitere 23 Kilometer für den Verkehr freigegeben.
Straßenbau übertrifft Bahnausbau
Im gleichen Zeitraum wurde der Straßenbau deutlich stärker vorangetrieben. Rund 250 neue Autobahnkilometer wurden eröffnet, hinzu kamen 363 Kilometer, die um zusätzliche Fahrstreifen erweitert wurden. Auch mehrere Hundert Kilometer neuer Bundesstraßen, teilweise vierspurig wie Autobahnen ausgebaut, dienten dem Fernverkehr. Die versprochene Priorisierung der Bahn gegenüber der Straße ist im Neubau somit nicht erkennbar.
Langsamer Ausbau auch bei Straßen
Die Zahlen verdeutlichen auch eine Verlangsamung beim Straßenbau. Seit 2016 wurden nur halb so viele Autobahnkilometer neu gebaut oder erweitert wie im Jahrzehnt zuvor. Bis 1992 war ein jährlicher Neubau von über 100 Kilometern üblich, in den 1970er-Jahren waren es zeitweise fast 400 Kilometer pro Jahr.
Zukunftsperspektiven und Prioritäten
Eine Verkehrswende im Neubau scheint auch künftig unwahrscheinlich, trotz erheblicher Infrastrukturinvestitionen. Aktuell sind 140 Kilometer neue Autobahnen im Bau. Die Neubaupläne der Bahn erreichen nur ein Drittel dieser Strecke. Bedeutende Bahnprojekte wie Frankfurt-Mannheim oder Hannover-Hamburg sind seit Jahrzehnten in Planung, ohne dass ein Baubeginn absehbar ist. Die Rheintalbahn, wichtig für den europäischen Güterverkehr, wird voraussichtlich erst nach 2040 um zwei weitere Gleise ergänzt. Das Verkehrsministerium teilt auf Anfrage mit, dass die erhöhten Bahn-Investitionen primär in den Erhalt des bestehenden Netzes fließen.
(Mit Material der dts Nachrichtenagentur erstellt)



