Ein Dorf voller Angst

„Wolfsjagd“ heute: Wie eine tote Frau, alte Mythen und eine Wildhüterin das Böse in Brandenburg freilegen – so packend ist das Krimidrama

„Wolfsjagd“ heute: Wie eine tote Frau, alte Mythen und eine Wildhüterin das Böse in Brandenburg freilegen – so packend ist das Krimidrama
© ARD Degeto/Conny Klein
Heute Abend um 20:15 Uhr zeigt Das Erste mit „Wolfsjagd“ ein Krimidrama, das die vermeintliche Sicherheit der brandenburgischen Provinz ins Wanken bringt. Eine junge Frau wird tot im Wald gefunden, die Bissspuren wirken eindeutig – und plötzlich kehren Jahrhunderte alte Ängste zurück, die niemand mehr für möglich gehalten hat. Im Zentrum steht Wildhüterin Sara Jahnke, gespielt von Maria Simon, die sich zwischen Misstrauen, Naturgewalt und menschlicher Finsternis wiederfindet. Ein Film, der nicht nur die Frage stellt, ob ein Wolf einen Menschen getötet hat, sondern auch, wer in dieser Geschichte eigentlich das wahre Raubtier ist.
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Darum geht es in „Wolfsjagd“

Für Sara Jahnke ist die Rückkehr in ihre brandenburgische Heimat kein freiwilliger Schritt. Normalerweise lebt sie in der Weite Kanadas, weit weg von Menschen, nah bei den Wäldern, den Tieren und der Stille. Doch nach dem Tod ihrer Mutter bleibt ihr nichts anderes übrig, als für einige Zeit zurückzukommen – zu ihrem Vater Robert Jahnke, zu ihrer erwachsenen Tochter Julia, und zu einer Vergangenheit, die sie längst hinter sich lassen wollte.

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Kommissar Laue (Jacob Matschenz, re.) und Polizist Fetschner (Philipp Wirz, li.) beobachten die Festnahme von Damian Blaga (Vlad Chiriac, Mitte).
© ARD Degeto/Conny Klein

Gerade als sie wieder nach Kanada aufbrechen will, bekommt Sara einen Auftrag: Eine Wölfin ist auffällig geworden und soll beobachtet, im Ernstfall entnommen werden. Ein Routineeinsatz, eigentlich. Doch mitten im Revier entdeckt sie etwas, das den Atem stocken lässt:
die Leiche einer jungen rumänischen Saisonarbeiterin.

Die Spuren führen zu einem Verdacht, der das Dorf sofort erschüttert. Seit Hunderten von Jahren wurde in Deutschland kein Mensch mehr von einem Wolf getötet. Und nun das?
Die Angst wächst, die Gerüchte kochen hoch. Und viele im Dorf wollen den Schuldigen schon gefunden haben.

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Wildhüterin Sara Jahnke (Maria Simon, re.) trifft in ihrer alten Heimat auf ihren Vater Robert (Jörg Schüttauf, li.).
© ARD Degeto/Conny Klein

Die Wahrheit liegt tiefer im Wald

Kurz darauf erscheint Kommissar Falk Laue in der Gegend, ein Stadtmensch, fremd in der Landschaft, fremd in den Köpfen der Menschen hier. Er braucht Saras Erfahrung, denn sie kennt die Tiere, die Zeichen, die Wege. Und sie erkennt schnell, dass die Wölfe nicht verantwortlich sind – auch wenn das Dorf längst seine eigene Wahrheit geschnitzt hat.

Was folgt, ist die Zusammenarbeit zweier gegensätzlicher Ermittler. Laue, methodisch, manchmal unbeholfen in der Provinz. Sara, zurückhaltend, verletzt, aber klar im Blick. Zwischen beiden entsteht ein brüchiges Bündnis, das sie Schritt für Schritt zu einer anderen Spur führt.

Eine Spur, die nicht in den Wald, sondern zu Menschen führt.
Zu einer Fleischfabrik, die viel zu verbergen hat.
Zu Arbeitsbedingungen, die niemand sehen soll.
Zu Machenschaften, die weit gefährlicher sind als jeder Wolf.

Ein Dorf voller Schweigen, Wut und alten Verletzungen

Während Sara und Laue versuchen, die Wahrheit hinter dem Tod der jungen Frau aufzudecken, brodelt es im privaten Umfeld weiter. Sara muss sich dem stellen, was sie jahrelang ignoriert hat: dem schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater Robert, einem Polizisten, der ihr Aufbruch nach Kanada nie verziehen hat. Und dem Leben ihrer Tochter Julia, die ohne ihre Mutter groß wurde.

Im Hintergrund schwelt die Frage, wozu Menschen fähig sind, wenn Angst und Wut sich miteinander vermischen. Ein Rachefeldzug gegen die Wölfe droht, angeführt von jenen, die einfache Antworten brauchen – und dabei nicht merken, wie nah sie selbst am Abgrund stehen.

Je tiefer Sara in den Fall eintaucht, desto klarer wird, dass die Natur nicht das Böse ist.
Die Gefahr kommt von ganz anderer Seite.

Kritik: Ein Krimi zwischen Naturdrama und düsterer Provinzstudie

„Wolfsjagd“ ist kein klassischer Whodunit, sondern ein vielschichtiger Blick auf eine Region, in der Konflikte, Verletzungen und Ängste lange unter der Oberfläche schwelten. Der Film zeigt die Spannung zwischen Mensch und Natur, zwischen Tradition und Gegenwart, zwischen alten Schuldgefühlen und neuen Abhängigkeiten.

Maria Simon verleiht der Figur der Sara eine raue Verletzlichkeit, die perfekt zur Atmosphäre des Films passt. Jacob Matschenz als Falk Laue ergänzt sie mit einem sensibel gespielten Stadtkommissar, der im Wolfsgelände der brandenburgischen Wälder völlig fehl am Platz wirkt – und gerade deshalb glaubwürdig bleibt.

Regisseur Jakob Ziemnicki nutzt die Landschaft nicht als Kulisse, sondern als Spiegel der Figuren: einsam, weit, bedrückend, manchmal hoffnungslos. Ein Krimidrama, das sich Zeit nimmt, die Last der Vergangenheit zu zeigen und den Kampf gegen Vorurteile und einfache Erklärungen sichtbar zu machen.

Besetzung: Die Darsteller im Überblick

Sara Jahnke – Maria Simon
Falk Laue – Jacob Matschenz
Robert Jahnke – Jörg Schüttauf
Kai Brandner – Till Wonka
Danny – Lucas Lentes
Julia Jahnke – Anna-Lena Schwing
Andi Fetschner – Philipp Wirz
Silvana Blager – Romina Küper
Rico Steinmetz – Felix Mayr
Wlady/Kris – Eugen Knecht
Nadya Yarmolenko – Senita Huskic
Jürgen Steinmetz – Matthias Freihof
Miriam Naue – Daniela Schulz
Amira Tarzi – Artemis Chalkidou
Conny Steinmetz – Inga Dietrich
Dr. Ludwig – Eray von Egilmez
Damian Blaga – Vlad Chiriac
Wlady – Tom Jester
Polizist – Ron Schuster
Mascha – Charlene Kreemke
Mia Bärkel – Shanti Lunau

Sendetermine

„Wolfsjagd“ läuft heute um 20:15 Uhr im Ersten.
Eine Wiederholung gibt es am 16. November 2025 um 01:15 Uhr.
Der Film ist außerdem in der ARD-Mediathek abrufbar.

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