Darum geht’s in „Borowski und der stille Gast“
Ein verzweifelter Notruf reißt die Kieler Polizei aus der Routine: „Er ist in meiner Wohnung. Er kommt einfach durch die Wand.“ Wenige Minuten später ist Carmen Kessler tot – brutal ermordet, obwohl ihre Wohnungstür von innen verriegelt war. Kommissar Klaus Borowski und Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) stehen vor einem Rätsel.
Schnell wird klar: Der Täter lebte im Verborgenen bei seinem Opfer, studierte jede Bewegung, hinterließ Geschenke – bis er zuschlug. Doch damit ist der Albtraum nicht vorbei: Korthals hat längst sein nächstes Opfer im Blick – Sarah Brandt.

Was folgt, ist ein beklemmendes Katz-und-Maus-Spiel. Korthals ist nie direkt zu sehen, aber immer spürbar – ein Phantom, das die Ermittler an den Rand der Verzweiflung treibt. Der Höhepunkt: ein explosiver Showdown, der alles verändert und die Zuschauer sprachlos zurücklässt.
Ein Krimi, der unter die Haut geht
„Borowski und der stille Gast“ ist kein gewöhnlicher „Tatort“. Statt auf das übliche Ratespiel „Wer war der Täter?“ zu setzen, zeigt die Episode von Beginn an den gefährlichen Stalker – und lässt das Publikum so nah an die Figur heran, dass man zwischen Faszination und Abscheu schwankt.
Lars Eidinger liefert eine Performance, die bis heute Maßstäbe setzt: kühl, berechnend, unheimlich – und dabei doch so menschlich, dass man das Grauen kaum erträgt. Axel Milberg als Borowski und Sibel Kekilli als verletzliche, aber entschlossene Sarah Brandt ergänzen das düstere Spiel perfekt.
Die Inszenierung von Christian Alvart ist kompromisslos. Jeder Blick, jede Kameraeinstellung verstärkt das Gefühl, dass niemand wirklich sicher ist. Besonders stark: das psychologische Spiel zwischen Täter und Ermittlerin, das sich in jeder Minute zuspitzt.
Einziger Schwachpunkt: Gegen Ende wirkt die Eskalation etwas überzogen – doch das offene Finale, in dem der Täter entkommt, macht diesen „Tatort“ zu einem der spannendsten und ungewöhnlichsten Krimis der Reihe.
Zuschauerzahlen: Starke Quoten bei der Erstausstrahlung
Bei der Erstausstrahlung am 9. September 2012 verfolgten 7,5 Millionen Zuschauer den düsteren Fall aus Kiel. Für den Kieler „Tatort“ war es damals die beste Quote seit drei Jahren – und auch heute dürfte die Wiederholung viele Fans vor die Bildschirme locken.
Die Besetzung im Überblick
- Klaus Borowski – Axel Milberg
- Sarah Brandt – Sibel Kekilli
- Kai Korthals – Lars Eidinger
- Roswitha Kranz – Peri Baumeister
- Roland Schladitz – Thomas Kügel
- Ernst Klee – Jan Peter Heyne
- Dr. Stormann – Samuel Finzi
- Moni – Nadine Wrietz
Fazit: Dunkel, intensiv, unvergesslich
Auch mehr als ein Jahrzehnt nach der Erstausstrahlung bleibt „Borowski und der stille Gast“ ein Krimi, der unter die Haut geht. Die Mischung aus brillanter Psychologie, intensiver Schauspielkunst und kompromissloser Inszenierung macht diesen Fall zu einem Highlight der gesamten „Tatort“-Reihe – und zum Pflichtprogramm an diesem Sonntagabend.

