Psychodrama mit gemischtem Echo

Zwischen Spannung und Stillstand: Ludwigshafen-„Tatort: Mike & Nisha“ erzielt Top-Quote – und spaltet dennoch das Publikum

Mit Misstrauen empfangen zu werden, kann Lena (Ulrike Folkerts, li) und Johanna (Lisa Bitter) nicht aus der Ruhe bringen.
© SWR/Benoît Linder
Der neue Ludwigshafener „Tatort: Mike & Nisha“ zieht Millionen vor den Bildschirm – und sorgt zugleich für kontroverse Reaktionen. Während das Erste mit Top-Quoten punktet, fällt die Kritik deutlich verhaltener aus.
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Starke Zahlen für Ulrike Folkerts

Der „Tatort: Mike & Nisha“ mit Ulrike Folkerts als dienstältester Ermittlerin Lena Odenthal bescherte der ARD am Sonntagabend einen klaren Quotenerfolg. 7,58 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer sahen den Psychokrimi aus Ludwigshafen – das entspricht einem Marktanteil von 29,9 Prozent. Besonders in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen schnitt der Fall gut ab: 1,02 Millionen aus dieser Altersgruppe schalteten ein. Damit sicherte sich das Erste nicht nur den Tagessieg, sondern auch die beste Reichweite des gesamten Wochenendes.

Ein „Tatort“ als Psychodrama

Inhaltlich wagte sich der SWR-Krimi auf neues Terrain. Mike bringt seine Freundin Nisha mit zu seinen Eltern – es geht um Schwangerschaft, Hochzeit und am Ende um zwei Tote. Die Ermittlerinnen Lena Odenthal und Johanna Stern (Lisa Bitter) stoßen auf ein komplexes Geflecht aus Geheimnissen, Unsicherheit und familiärem Druck. Regie führte Didi Danquart, das Drehbuch stammt von Annette Lober. Statt klassischer Spannungsbögen setzt der Film auf psychologische Tiefe – was nicht bei allen Zuschauern gut ankam.

Stark in Atmosphäre, schwach im Rhythmus

Der Film punktet mit dichten Bildern, präziser Kameraarbeit und leisen Momenten, die die emotionale Kälte der Figuren spürbar machen. Doch gerade dieser Ansatz wird zum Problem: Die Erzählung bleibt über weite Strecken träge, Konflikte wirken angedeutet statt ausgetragen. Ulrike Folkerts spielt ihre Rolle gewohnt souverän, aber die emotionale Wucht früherer Fälle bleibt aus. Lisa Bitter bringt als Johanna Stern frische Energie ein, doch das Zusammenspiel der beiden Kommissarinnen wirkt diesmal weniger harmonisch.

Ein Fall, der polarisiert

„Mike & Nisha“ ist kein Krimi, den man nebenbei schaut – er verlangt Geduld und Aufmerksamkeit. Wer psychologische Tiefe sucht, findet sie in den stillen Szenen. Wer jedoch Spannung, Wendungen und klare Dynamik erwartet, wird enttäuscht. Der Film bleibt interessant, aber unentschlossen zwischen Charakterdrama und Kriminalfall.

Quoten-Erfolg trotz Kritik

Trotz erzählerischer Schwächen darf sich der SWR über starke Reichweiten freuen. Im Vergleich zu früheren Ludwigshafen-Fällen bleiben die Zahlen stabil, auch wenn der Trend insgesamt leicht rückläufig ist. Die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin Ulrike Folkerts bleibt dennoch eine feste Größe – und zeigt, dass sie der Figur Lena Odenthal weiterhin neue Facetten geben will.

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