Mittelstand unter Druck: Geschäftsklima rutscht auf -20,5 Punkte
Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer liefert alarmierende Zahlen: Der Geschäftsklimaindex fällt um 0,9 Punkte auf -20,5 Zähler. Besonders die Bewertung der aktuellen Lage trübt die Stimmung weiter ein und rutscht auf -21,8 Punkte. Damit setzt sich der Abwärtstrend fort, der bereits seit Mitte 2022 anhält.
Zwar gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer bei den Geschäftserwartungen, die auf sechs Monate hinaus leicht um 0,4 Punkte auf -19,4 Zähler ansteigen, doch das Niveau bleibt besorgniserregend niedrig.
Dr. Philipp Scheuermeyer von KfW Research warnt: „Das mittelständische Geschäftsklima im November ist so trüb wie graues Herbstwetter. Lichtblicke gibt es praktisch nur aus dem Einzelhandel, wo sich zumindest bei den kleinen und mittleren Unternehmen ein zaghafter Erholungstrend herausgebildet hat.“
Einzelhandel als Lichtblick in dunklen Zeiten
Während die Lage in vielen Branchen düster bleibt, sticht der mittelständische Einzelhandel positiv hervor. Seit August zeigt sich ein zaghafter Erholungstrend: Sowohl die Lagebeurteilung als auch die Umsatzprognosen haben sich verbessert. Das dritte Quartal brachte bereits ein Umsatzplus, das sich wohl auch im vierten Quartal fortsetzen wird.
Auch die mittelständische Industrie zeigt sich widerstandsfähig. Protektionistische Maßnahmen aus den USA, die global Unsicherheit schüren, treffen vor allem die exportorientierten Großunternehmen. Mittelständische Betriebe, die stärker auf den Binnenmarkt fokussiert sind, bleiben bisher weitgehend unbeeindruckt.
Großunternehmen kämpfen mit schlechten Aussichten
Deutlich pessimistischer zeigen sich industrielle Großunternehmen. Der Geschäftsklimaindex dieser Gruppe fällt um 2,6 Punkte auf -22,9 Zähler. Vor allem die Zukunftsaussichten bereiten Sorgen.
Besonders beunruhigend ist die Entwicklung bei den Beschäftigungserwartungen: Viele Großunternehmen planen Stellenabbau, insbesondere in der Industrie und im Großhandel. Auch bei großen Einzelhändlern wird mit Personalreduktionen gerechnet.
Dr. Scheuermeyer betont: „Der Mittelstand war bei den Beschäftigungserwartungen bislang ein Stabilitätsanker. Aber die Situation hat sich auch hier schleichend eingetrübt, und es ist unklar, wie lange die Unternehmen bei unterausgelasteten Produktionskapazitäten an ihren Beschäftigten festhalten können.“
Ausblick: Wann kommt die Wende?
Die drängendste Frage bleibt: Wie lange kann der Mittelstand den anhaltenden Belastungen standhalten? Während der Einzelhandel kleine Hoffnungsschimmer bietet, könnte der Stellenabbau in anderen Bereichen die Situation verschärfen. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen werden entscheidend sein, um die Stimmung zu drehen.
Das vollständige KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist abrufbar unter: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer.