Der Hauptprognose zufolge könnte die Bevölkerung bis 2060 um rund 570.000 Menschen wachsen und damit die Marke von 11,8 Millionen erreichen. Doch das Wachstum ist nicht nur auf steigende Geburtenzahlen zurückzuführen – ganz im Gegenteil. Experten gehen davon aus, dass das sogenannte Geburtendefizit – also die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen – immer größer wird. Dennoch sollen die Zuwanderungsgewinne ausreichen, um das Minus auszugleichen.
Drei Szenarien für die Zukunft des Landes
Die Prognose ist allerdings mit Unsicherheiten behaftet. Neben der Hauptvariante gibt es zwei alternative Szenarien:
- Optimistische Variante: Hier könnte Baden-Württemberg bis 2060 auf 12,49 Millionen Einwohner wachsen – das wären 1,26 Millionen mehr als heute. Voraussetzung: Eine starke Zuwanderung bleibt über Jahrzehnte hinweg bestehen.
- Pessimistische Variante: Falls die Zuwanderung abnimmt, könnte die Einwohnerzahl ab 2038 sogar sinken. Im Jahr 2060 würden dann 110.000 Menschen weniger in Baden-Württemberg leben als heute.
Das bedeutet: Die Entwicklung hängt maßgeblich davon ab, wie viele Menschen in Zukunft nach Baden-Württemberg ziehen.
Dramatischer Wandel: Baden-Württemberg wird immer älter
Während die Gesamtbevölkerung wächst, verändert sich ihre Struktur enorm. Der Anteil älterer Menschen steigt rasant.
Bereits heute sind 29 % der Bevölkerung über 60 Jahre alt. Der Anteil der unter 20-Jährigen liegt hingegen nur noch bei 19 %. Bis 2040 könnte der Senioren-Anteil auf 31 % steigen, während der der Jungen auf 18 % sinkt.
Vor allem die Zahl der Hochbetagten explodiert. 1952 gab es nur 18.000 Menschen über 85 – heute sind es bereits 370.000. Bis 2050 könnte die Zahl auf über 600.000 steigen.
Das hat enorme Auswirkungen: Mehr Pflegebedürftige, höhere Gesundheitskosten und ein massiver Fachkräftemangel in der Altenpflege.

Wer soll das bezahlen? Soziale Systeme unter Druck
Der demografische Wandel könnte massive finanzielle Folgen haben. Die Rentenkassen, das Gesundheitssystem und die Pflegeeinrichtungen stehen vor großen Herausforderungen.
- Mehr Rentner, weniger Beitragszahler: Das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Rentnern verschiebt sich weiter.
- Steigende Pflegekosten: Immer mehr Menschen werden im hohen Alter pflegebedürftig. Doch es fehlt an Pflegepersonal und finanziellen Mitteln.
- Mehr Wohnraum für Senioren: Der Bedarf an barrierefreien Wohnungen und betreuten Wohnangeboten wächst rasant.
Diese Entwicklungen stellen Politik und Gesellschaft vor große Fragen: Wie soll die Pflege in Zukunft organisiert werden? Wie kann man die Rentenkassen stabil halten? Wer trägt die steigenden Gesundheitskosten?
Was beeinflusst das Bevölkerungswachstum?
Die Bevölkerungsvorausberechnung basiert auf drei zentralen Faktoren.
- Geburtenrate: Die Prognose geht von einer konstant niedrigen Geburtenrate von 1,4 Kindern pro Frau aus. Das reicht nicht, um die Bevölkerung ohne Zuwanderung stabil zu halten.
- Lebenserwartung: Die Menschen in Baden-Württemberg werden älter. Frauen könnten bis 2060 zwei Jahre länger leben als heute, Männer sogar knapp drei Jahre länger.
- Zuwanderung: In der Hauptvariante wird davon ausgegangen, dass bis 2060 insgesamt 2 Millionen Menschen nach Baden-Württemberg ziehen. In der pessimistischen Variante wären es nur 1,6 Millionen, in der optimistischen sogar 2,5 Millionen.
Die Zuwanderung ist damit der entscheidende Faktor für die Bevölkerungsentwicklung.
Welche Regionen profitieren – und wo droht der Bevölkerungsschwund?
Nicht alle Teile Baden-Württembergs werden gleichermaßen vom Wachstum profitieren. Während Städte wie Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim weiter wachsen könnten, droht ländlichen Regionen ein Bevölkerungsrückgang. Kleinere Gemeinden haben oft Schwierigkeiten, junge Menschen zu halten.
Mögliche Folgen:
- Schließung von Schulen und Geschäften in schrumpfenden Gemeinden
- Fachkräftemangel in der Wirtschaft
- Ungleichgewicht zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen
Hier stehen Städte und Kommunen vor einer schwierigen Aufgabe: Wie können sie attraktiv für junge Menschen bleiben? Welche Anreize braucht es für Familien, sich niederzulassen?
Fazit: Bevölkerungsboom oder Schrumpfszenario?
Die neue Prognose zeigt: Baden-Württemberg wird sich stark verändern. Ob die Bevölkerung weiter wächst oder in einigen Jahrzehnten schrumpft, hängt entscheidend von der Zuwanderung ab. Gleichzeitig stellt die Alterung der Gesellschaft das Land vor große Herausforderungen.
Fest steht: Die Politik muss jetzt die Weichen stellen – für mehr Fachkräfte, bessere Pflegeangebote und nachhaltige Stadtentwicklung. Wie sich Baden-Württemberg tatsächlich entwickelt, bleibt abzuwarten.