Das „Ampel-Aus“: Ein politisches Erdbeben
Die Ereignisse im November 2024 sorgten für Schlagzeilen: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entließ Finanzminister Christian Lindner (FDP) nach monatelangen Streitigkeiten über den Haushalt. Kurz darauf zogen sich die übrigen FDP-Minister aus dem Kabinett zurück – die Ampelkoalition war Geschichte.
Die Wahl von „Ampel-Aus“ zum Wort des Jahres spiegelt die sprachliche Kraft und symbolische Bedeutung des Begriffs wider. Die Alliteration und die prägnante Kürze machen den Ausdruck zu einem perfekten Schlagwort für die politische Krise. Interessant ist auch die sprachliche Struktur: Die Präposition „aus“ wird hier zu einem Substantiv, was die Flexibilität und Kreativität der deutschen Sprache verdeutlicht.
Platz zwei und drei: „Klimaschönfärberei“ und „kriegstüchtig“
Neben dem politischen „Ampel-Aus“ standen weitere prägende Themen im Fokus der Gesellschaft. Auf Platz zwei landete „Klimaschönfärberei“, ein Begriff, der das Greenwashing von Unternehmen beschreibt. Immer häufiger wurde kritisiert, dass Firmen ihre Klimaschutzmaßnahmen übertrieben positiv darstellen, um von tatsächlichen Problemen abzulenken. Besonders brisant: Viele Unternehmen lagerten ihre Maßnahmen ins Ausland aus, um in Deutschland besser dazustehen.
Auf Platz drei wählte die GfdS den Ausdruck „kriegstüchtig“, den Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) prägte. Der Begriff entstand im Zusammenhang mit der Forderung nach einer schnelleren Modernisierung der Bundeswehr, um auf internationale Bedrohungen vorbereitet zu sein. Die Diskussion um den Begriff führte zu intensiven Debatten über Militarisierung und Sicherheitspolitik.
Sprache als Spiegel der Gesellschaft
Seit über 50 Jahren kürt die GfdS Begriffe, die das jeweilige Jahr in besonderer Weise charakterisieren. Dabei geht es nicht um die Häufigkeit der Nutzung, sondern um die Signifikanz und den gesellschaftlichen Einfluss der Wörter.
Frühere Gewinner wie „Heißzeit“ (2018, für die Dürreperiode in Europa) oder „Krisenmodus“ (2023) zeigen, wie Sprache das Zeitgeschehen einfängt. Das erste Wort des Jahres war 1977 „aufmüpfig“ – ein Ausdruck für den gesellschaftlichen Aufbruch und die Protestbewegungen jener Zeit.
Warum „Ampel-Aus“?
Die Wahl des Begriffs „Ampel-Aus“ ist mehr als nur eine Anerkennung eines politischen Ereignisses. Sie zeigt, wie Sprache genutzt wird, um komplexe Entwicklungen auf den Punkt zu bringen. Ob in den Nachrichten, sozialen Medien oder Alltagsgesprächen – „Ampel-Aus“ wurde 2024 zum Synonym für politisches Scheitern, tiefgreifende Konflikte und einen Neuanfang.
Diese sprachlichen Momentaufnahmen helfen, die Bedeutung großer Ereignisse festzuhalten – und sie erinnern uns daran, wie sehr Sprache und Gesellschaft miteinander verflochten sind.