195 Todesfälle im Jahr 2024 – fast 40 Prozent mehr als im Vorjahr

Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg steigt drastisch – Innenminister warnt vor gefährlichem Trend

Die Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg ist im Jahr 2024 deutlich gestiegen. Wie das Innenministerium mitteilt, wurden 195 Todesfälle registriert – 54 mehr als im Vorjahr. Besonders alarmierend: Mischkonsum und synthetische Opioide sind die häufigsten Ursachen für den tödlichen Verlauf. Auch der Konsum sogenannter „Legal Highs“ hat zugenommen.
Zahl der Drogentoten in Baden-Württemberg steigt drastisch – Innenminister warnt vor gefährlichem Trend
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Foto: insidebw.de / AI

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Dramatische Entwicklung: fast 40 Prozent mehr Todesopfer

„Im letzten Jahr ist die Zahl der Drogentoten um fast 40 Prozent angestiegen. Das ist eine besorgniserregende Entwicklung“, warnte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Er forderte konsequente Strafverfolgung, gezielte Aufklärung und umfassende Präventionsarbeit, um gegenzusteuern.

Strobl zeigte sich zudem kritisch gegenüber der geplanten Legalisierung von Cannabis durch die Bundesregierung. Diese sende „ein falsches Signal – gerade an junge Menschen – und erweckt den Eindruck, dass dieser unschädlich sei.“

Männer, Heranwachsende und Mischkonsum – die Opferstatistik 2024

Von den 195 Todesfällen im Land waren 171 Männer und 24 Frauen betroffen. Besonders tragisch: Elf der Verstorbenen waren Heranwachsende, zwei weitere Jugendliche unter 18 Jahren. Das Durchschnittsalter der Betroffenen liegt bei 37,2 Jahren – nahezu identisch zum Vorjahr.

Regionale Verteilung: Stuttgart und Rhein-Neckar-Kreis vorn

Die meisten Todesopfer wurden in Stuttgart (20 Fälle) und im Rhein-Neckar-Kreis (15 Fälle) registriert. Weitere Schwerpunkte liegen im Rems-Murr-Kreis, Mannheim, Göppingen, Reutlingen und dem Breisgau-Hochschwarzwald.

In einigen Regionen, darunter Pforzheim, Heidelberg, Biberach und Heidenheim, verzeichnete die Polizei keine Rauschgifttodesfälle im Jahr 2024.

Gefährlichster Trend: Der Mischkonsum

Die Statistik zeigt: Mischkonsum bleibt die Hauptursache für tödliche Drogenunfälle. In 126 Fällen (2023: 77) wurde der gleichzeitige Konsum mehrerer Substanzen zum Verhängnis – häufig in Kombination mit Alkohol oder Medikamenten.

Die häufigsten Kombinationen:

  • Benzodiazepine: 50
  • Substitutionsmittel (z. B. Methadon): 40 Todesfälle
  • Kokain: 36 Todesfälle

Besonders dramatisch ist der Anstieg von Todesfällen durch synthetische Opioide. Die oft im Internet bestellbaren Substanzen gelten als besonders gefährlich – 26 Menschen starben 2024 nach dem Konsum solcher Mittel. Im Jahr zuvor waren es lediglich zwei Fälle.

„Diese Substanzen ähneln in Struktur und Wirkung klassischen Medikamenten und fallen oft nicht unter bestehende Verbote“, erklärte Strobl. Ihre frei zugängliche Verfügbarkeit im Netz mache sie besonders heimtückisch.

Prävention: Theater, Broschüren und Schulprogramme

Neben Repression und Aufklärung setzt das Land weiter auf Präventionsarbeit an Schulen. 2024 wurden laut Innenministerium rund 2.500 Veranstaltungen mit insgesamt 61.000 Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Mit dabei: Infoabende, Theaterpädagogik, Elternveranstaltungen und digitale Kampagnen wie „Legal Highs“.

Zudem stehen Programme wie „Sucht erkennen und vorbeugen“ sowie die Broschüre „Risiko Drogen“ landesweit zur Verfügung. Alle Materialien sind auch online abrufbar über die Webseite der Polizei Baden-Württemberg.

„Operation Plexus“: Größter Kokainfund aller Zeiten

Auch im Kampf gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität meldet das Landeskriminalamt Erfolge. In der spektakulären „Operation Plexus“ wurden 2024 insgesamt 35,5 Tonnen Kokain aus mehreren Seecontainern beschlagnahmt – ein neuer Rekord.

Der Straßenverkaufswert liegt bei 2,6 Milliarden Euro. Die Drogen waren zwischen harmloser Fracht wie Bananen oder Mehl versteckt und wurden mit Hilfe internationaler Partner wie Europol entdeckt.

Fazit: Viel zu tun – auf vielen Ebenen

Der deutliche Anstieg der Drogentoten 2024 zeigt: Die Lage ist ernst – und sie wird nicht besser. Neue Substanzen, Mischkonsum und ein unregulierter Onlinehandel fordern Polizei, Justiz und Prävention gleichermaßen heraus. Innenminister Strobl mahnt zu gemeinsamer Verantwortung:

„Wir müssen als wachsam bleiben – im Strafrecht, in der Politik und in der Schule.“

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