Deutschlands größte Baustelle

Stuttgart 21: Eröffnung des künftigen Hauptbahnhofs erneut verschoben

Foto: Arnim Kilgus
Die Deutsche Bahn (DB) hat angekündigt, dass die Eröffnung des neuen, unterirdischen Hauptbahnhofs in Stuttgart, bekannt als Stuttgart 21, um ein weiteres Jahr auf Ende 2026 verschoben wird. Ursprünglich sollte der Bahnhof 2019 fertiggestellt werden. Die Kosten für das Projekt sind inzwischen auf 11,5 Milliarden Euro gestiegen.
Stuttgart 21: Eröffnung des künftigen Hauptbahnhofs erneut verschoben
Stuttgart 21: Eröffnung des künftigen Hauptbahnhofs erneut verschoben
Baustelle des neuen Hauptbahnhofs Stuttgart am 30. Januar 2024

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21, eines der größten und umstrittensten Infrastrukturprojekte Europas, erlebt erneut Verzögerungen und Kostensteigerungen. Die Deutsche Bahn hat nun bekannt gegeben, dass die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs auf Dezember 2026 verschoben wurde, nachdem ursprünglich 2019 und später 2025 als Eröffnungsdaten vorgesehen waren. Die Kosten sind von anfänglich 2,5 Milliarden Euro auf derzeit geschätzte 11,5 Milliarden Euro gestiegen.

Stuttgart 21 und der Digitale Knoten

Stuttgart 21 umfasst den Bau eines neuen, unterirdischen Durchgangsbahnhofs sowie die umfassende Modernisierung des Schienenknotens Stuttgart. „Stuttgart 21 ist die komplexeste Inbetriebnahme eines neuen Eisenbahnknotens der vergangenen Jahrzehnte in Europa“, erklärte Berthold Huber, DB-Infrastrukturvorstand. „Mit dem modernen, digitalisierten Knoten im Südwesten der Republik werden wir deutlich mehr und schnellere Verbindungen anbieten können.“

Stufenweise Inbetriebnahme

Die Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs erfolgt schrittweise. Im Laufe des Jahres 2026 werden bereits Züge mit Fahrgästen an den neuen Bahnsteigen halten können. Die vollständige Inbetriebnahme aller Anlagen und Ausrüstungen soll dann im Dezember 2026 abgeschlossen sein. Ursprünglich sollte der Bahnhof 2019 fertiggestellt sein, aber verschiedene technische und organisatorische Herausforderungen haben zu erheblichen Verzögerungen geführt.

Was bis Ende 2026 in Betrieb geht:

  • Der künftige Hauptbahnhof mit Verkehrsstation im Bonatzbau soll ab dann den alten Kopfbahnhof ablösen. Neben den Testzügen sollen auch bereits Züge mit Fahrgästen im Laufe des Jahres 2026 an den neuen Bahnsteigen halten können. 
  • Mitte 2026 der neue Abstellbahnhof in Untertürkheim
  • Im  2026 die S-Bahn-Stammstrecke mit digitaler Technik. Zuvor erfolgt von Frühjahr 2026 an der für die neue S-Bahn-Anbindung notwendige Rückbau des Gäubahndamms. Bis dahin kann die Gäubahn weiterhin wie bisher in den bestehenden Kopfbahnhof geführt werden.
  • Im Dezember 2026 der neue Fernbahnhof am Stuttgarter Flughafen. Dort werden Züge sowohl aus und in Richtung Stuttgart als auch aus und in Richtung Ulm bzw. Tübingen halten können.
  • Beide Röhren des Cannstatter Fernbahn-Tunnels zusammen mit den zu diesem Zeitpunkt bereits realisierten Vorsorgemaßnahmen für die sogenannte P-Option. Die P-Option wird zwischen Feuerbach und dem Cannstatter Tunnel einen zusätzlichen Zulauf aus Norden herstellen.
  • Die Kleine und Große Wendlinger Kurve, die mehr Zugverkehr aus und in Richtung Metzingen, Reutlingen und Tübingen ermöglicht.
  • Die Bausteine 1 und 2 des bundesweiten Pilotprojekts Digitaler Knoten Stuttgart (DKS), Ausrüstung der Infrastruktur von Stuttgart 21 plus Kerngebiet der S-Bahn mit Digitaler Leit- und Sicherungstechnik.

Gründe für die Verzögerung

Komplexität der Digitalisierung

Ein Hauptgrund für die erneute Verzögerung ist die komplexe Digitalisierung des Knotenpunkts Stuttgart im Schienennetz. „Wir müssen sicherstellen, dass unsere Fahrpläne stabil sind und die Fahrgäste sich auf uns verlassen können“, betonte Huber. „Deshalb werden wir alle neuen Komponenten der Schieneninfrastruktur, des künftigen Bahnhofs, des Digitalen Knotens Stuttgart und auch die Fahrzeuge intensiv testen.“

Weitere wichtige Elemente

Neben dem Hauptbahnhof werden bis Ende 2026 weitere wichtige Elemente in Betrieb genommen: der neue Abstellbahnhof in Untertürkheim, die S-Bahn-Stammstrecke mit digitaler Technik, der neue Fernbahnhof am Stuttgarter Flughafen und die beiden Röhren des Cannstatter Fernbahn-Tunnels. Verkehrsminister Winfried Hermann erklärte, dass die bisherige, überirdische Infrastruktur des Kopfbahnhofs das ganze Jahr 2026 über noch genutzt werden kann.

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Viel Arbeit steht noch bevor: Die Baustelle des Projekts Stuttgart 21 zeigt den großen Umfang der noch ausstehenden Bauarbeiten. Foto Arnim Kilgus | 15. März 2024

Finanzielle Herausforderungen

Kostenexplosion und Gerichtsurteile

„Der alte Kopfbahnhof war unsere Rettung“, sagte Hermann. „Die bestehende Infrastruktur dient als Puffer während der Übergangsphase.“ Hermann räumte jedoch ein, dass die Pläne für die vollständige Eröffnung „einstweilig“ seien und die Inbetriebnahme weiterhin ambitioniert bleibt.

Seit den 1990er Jahren geplant, haben die Verzögerungen und Kostensteigerungen Stuttgart 21 immer wieder in die Kritik gebracht. Die ursprüngliche Finanzierungsvereinbarung von 2009 sah Baukosten von gut 3 Milliarden Euro vor. Die aktuellen Schätzungen belaufen sich auf 11,5 Milliarden Euro, wobei zusätzliche 1,7 Milliarden Euro im Gespräch sind. Laut DB-Vorstand Huber seien die Kosten durch den Risikopuffer gedeckt.

Das Stuttgarter Verwaltungsgericht entschied im Mai 2024, dass die Deutsche Bahn die Mehrkosten von rund 7 Milliarden Euro allein tragen muss. „Seit dem Gerichtsurteil stellt sich die Frage, woher die Milliarden kommen sollen“, sagte Bernd Riexinger, verkehrspolitischer Sprecher der Linken im . Diese finanziellen Belastungen könnten sich negativ auf andere geplante Infrastrukturprojekte auswirken.

Fazit und Ausblick

Die kommenden Jahre sind für das Projekt Stuttgart 21 entscheidend. Mit der geplanten Eröffnung im Dezember 2026, sieben Jahre später als ursprünglich geplant, hofft die Deutsche Bahn, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Die erheblichen Kostensteigerungen und Verzögerungen haben das Projekt immer wieder in die Kritik gebracht. Dennoch bleibt das Ziel, die Mobilität und Infrastruktur der Region erheblich zu verbessern.

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